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Sind Reisen zu Corona-Zeiten ethisch und sozial vertretbar?

Ist es ethisch und sozial vertretbar, zu Coronazeiten zu reisen? Mit dieser Frage sehen sich viele Reisende konfrontiert. Ich möchte dir gerne erklären, warum ich das Reisen empfehle und auch, warum ich den Tourismus gerade jetzt unterstütze.

Reisen ist sehr in Verruf geraten, gerade wenn man sich an die Titelzeilen zu Sansibar oder das Bashing von Böhmermann wegen der Dubai-Influencer erinnert. Auch die Reaktionen auf Instagram Posts sprechen eine eindeutige Sprache. Man wünscht Reisenden sogar den Tod, betitelt sie als Seuchenverbreiter und Pandemietreiber. Dem möchte ich mit belegbaren Argumenten entgegenstehen.

Ich möchte dir Gedanken mitgeben und hoffe, dass du dann selbst recherchierst, dich vernetzt und dir daraus eine fundierte Meinung bilden kannst. Ich hoffe, dass du mit dieser differenzierten Meinung dann auch eine Entscheidung für dich treffen kannst, ob du in diesen Zeiten reisen möchtest oder nicht.

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Mir ist es eine Herzensangelegenheit, den Tourismus zu unterstützen

Wenn ich jetzt empfehle zu reisen, dann hat das einen guten Grund. Nicht nur, weil ich in oft zitierten Ländern wie Brasilien und Südafrika gelebt und weltweit durch das Reisen viele Freunde habe, kenne ich die Lebensverhältnisse und Zahlen. Ich verfolge das Leben meiner Freunde und stehe in ständigem Austausch mit ihnen. Ich schaue also über den Tellerrand und sehe deshalb auch die Folgen des ausbleibenden Tourismus und diese sind fatal.

Und Tourismus das sind nicht nur die großen Hotelketten und Touristikkonzerne, das übersehen viele. Wegen der Corona-Krise sind in diesem Jahr UN-Generalsekretär António Guterres* zufolge weltweit rund 120 Millionen Jobs im Tourismus direkt bedroht. Das sind hier all die kleinen und großen Reisebüros und jeder ihrer Mitarbeiter. Das sind Familienbetriebe, Anbieter von Exkursionen & Workshops bis hin zu Sprachschulen. Das sind Piloten, Kapitäne, Tourguides, Busfahrer bis hin zum Fährtenleser. Das sind Gästehausbetreiber ebenso wie Zeltplatzvermieter oder Liftwarte.

Das sind die Hausdamen genauso wie der Chauffeur oder der Künstler. Das sind auch alle im Hintergrund wie Wäschereien, Baufirmen, Interior-Unternehmen und selbst die Webdesigner. Vergesst auch nicht die Menschen, die Unterkünfte und Restaurants mit frischen Lebensmitteln versorgen. Somit sind auch die Kleinbauern, die Fischer oder gar der regionale Imker betroffen. Es hängen also so viele Existenzen am Tourismus, die oft gar nicht wahrgenommen werden.

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Die harte Realität

Rund 821 Mio Menschen* leiden weltweit an Hunger. Was denkst du, wie viele leiden jetzt mehr an den Folgen der weltweiten Corona-Maßnahmen? Wie viele sind konkret von Hunger & Verelendung betroffen, weil der Tourismus & die Economie dieser Länder zusammengebrochen sind? Hast du es je recherchiert?

Die UNO hat bereits 2020 vor Hungersnöten „biblischen Ausmaßes“ als Folge von Covid-19 und den Maßnahmen zu dessen Eindämmung gewarnt. Mehr als 55 Millionen Menschen* in sieben der am schlimmsten betroffenen Länder sind mit einer schweren bis extremen Ernährungsunsicherheit konfrontiert, die teilweise an eine Hungersnot grenzt. Man ging damals bereits von bis zu 12.000 Menschen täglich aus, die an den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie verhungern und damit vielleicht mehr als jeden Tag an der Krankheit sterben. Wusstest du das?

Es sind allein 150 Mio Kinder* (!) mehr betroffen. Also nicht nur alte kranke Menschen Ü70, sondern Kinder & Jugendliche, die ihr Leben noch vor sich haben, hungern, leiden oder sterben allein wegen den Auswirkungen. 168.000 Kinder werden zusätzlich an den Folgen von Verelendung sterben. Ein qualvoller, elendiger Tod.

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Bewusstes Reisen

Deshalb finde ich sehr wohl, dass sich ein Blick über den Tellerrand & auch (bewusstes) Reisen lohnt. Denn in allen Ländern dieser Welt hängen Existenzen & Menschenleben am Tourismus. Selbst auf Mallorca hungern Kinder. Wie schlimm ist dann wohl erst die Lage in Dritteweltländern, in denen es keine Sozialleistungen gibt?

Wenn sich jemand dafür entscheidet zu reisen, dann unterstützt er das Überleben der Menschen dort. Er hilft mit, dass ein Vater sein Geschäft weiter führen, seine Familie ernähren & die Kinder zur Schule schicken kann. Deshalb finde ich es nicht verwerflich, zu reisen. Gerade in den Ländern der 3´ten Welt ist Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Wenn die Reisenden ausbleiben, dann fehlt vielen Menschen dort schlicht die Lebensgrundlage, aka Essen & gesundheitliche Versorgung!

Ich wünsche mir, dass niemand verurteilt wird, wenn er sich dazu entscheidet zu reisen. Reisende müssen vor Flug einen negativen Test bei der Airline bzw. bei Einreise im Zielland vorzeigen. Sie sind also gesunde Menschen wenn sie ankommen. Sie nehmen demnach auch Niemandem vor Ort ein Krankenbett weg. Bei Rückkehr gehen sie in Quarantäne & müssen 2 negative Tests vorweisen, um „frei“ zu kommen – sie sind also nach dem Urlaub auch gesunde Menschen & für niemanden hier ein Risiko. Warum machen “gesunde Menschen” dennoch vielen eine solche Angst?

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Virusgeschehen weltweit

Zumal sich die Meisten nie mit dem Virusgeschehen in Indien oder Südafrika beschäftigt haben, aber jetzt über Reisende urteilen. Diese Länder haben bedeutend bessere Zahlen als hier in Deutschland. Stand 03.2021 hat Südafrika eine Inzidenz von 11 und das, obwohl die sogenannte “Südafrika-Mutation” grasiert. Jeder Fünfte hat HIV und viele Menschen leben in bitterer Armut – hätten sich die Leichen nicht stapeln müssen? Taten sie nie. Aktuell gibt es keinen Lockdown, es ist alles offen und es funktioniert.

Zudem sind gerade viele arme Länder in Afrika bedeutend Pandemieerfahrender als die Europäer. An Flughäfen gab es schon vor Corona Bodyscanner und Temperaturkontrollen oder in Supermärkten Desinfektionsspray. Wie sonst hätte man Ebola oder auf Madagaskar die Pest in den Griff bekommen?

Auch wird nie in Relation gesetzt, wie groß Brasilien im Verhältnis ist und wie viele Menschen da leben. Das Land hat 209,5 Millionen Einwohner. Deutschland hat hingegen 83.190.556 also gerade mal 40% im Vergleich. Entsprechend müssen auch die Zahlen in Relation gesetzt werden. Brasilien hat als Dritteweltland  279.286 Tote zu beklagen. Im Vergleich dazu hat Deutschland

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Pauschalisierung

Pauschal wird gerne behauptet, dass kritisch berichtende Journalisten verhaftet werden und man deshalb nichts mitbekommt. Das ist schlicht falsch. Dazu sollte man in erster Linie mal verstehen, wie die Medien dort funktionieren. Da gibt es noch Presse, die nicht am Tropf der Regierung hängt und sehr kritisch alles auseinandernimmt. Gäbe es eklatante Missstände zwischen Regierungsmeinung und tatsächlichen Toten wäre es ein gefundenes Fressen für die Presse und es würde publiziert werden.

Zudem wäre es so, dass wenn die Menschen reihenweise sterben würden, auch die Einheimischen auf der Straße wären – dann wäre Bürgerkrieg. Von Südafrika bis Brasilien haben die Menschen eine ganz andere Protestkultur als wir hier. Weder in Brasilien noch in Südafrika läßt man sich von Demoverboten abhalten auf die Straße zu gehen. Ich hab solche Proteste mit brennenden Straßenblockaden schon erlebt und kann durchaus mitreden.

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Oder nehmen wir mal beispielhaft das hier so gescholtene Tansania.
  • Das Durchschnittsalter liegt bei 18,3 Jahren, in Deutsschland liegt es bei 45,8 Jahren. Das heißt der Anteil an Risikopatienten in der Bevölkerung ist bedeutend geringer als in Deutschland.
  • Der Altersmedian der Corona-Verstorbenen in Deutschland liegt bei 82 Jahren. Das heißt die Hälfte der Verstorbenen ist älter als 82 Jahre. In Tansiania ist genau diese Bevölkerungsgruppe schon viel kleiner.
  • Das Leben findet in großen Teilen außen statt, die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit sind sehr hoch bzw. höher als in Deutschland. Erwiesenermaßen tötet UV-Licht* das Virus und es verbreitet sich an der frischen Luft schlechter. Es braucht 15 min. direkten Spuckkontakt mit einem Erkrankten, um sich überhaupt anzustecken.
  • Es wird gemunkelt, dass bereits im Januar/ Februar die erste Welle übers Land zog, was zu diesem Zeitpunkt jedoch keiner gewusst hat. Dies bestätigen auch Auswertungen von Ärzten aus Nairobi. Da bedingt durch die junge Bevölkerung die meisten Corona gar nicht mitbekommen, scheint man in Tansania einer Herdenimonisierung bereits viel näher zu sein.
  • Auch hat Tansania einen anderen Umgang mit BigPharma, was sich aus deren Erfahrungen in der Vergangenheit ableiten lässt (siehe Beispielhaft der Film „Der ewige Gärtner”, den ich wärmstens empfehlen kann)

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Zahlen & Fakten

Corona ist, wie die Grippe auch, eine schwere Krankheit, kann zum Tode und zu bleibenden Schäden führen – ohne Frage. ABER…

Wir haben hier in Deutschland eine statistisch gesicherte Wahrscheinlichkeit von 99,9X Prozent NICHT an Corona* zu sterben. Betrachten wir mal ganz pauschalisiert das Alter von 20ig Jahren (da mit Afrika vergleichbar): Für nicht infizierte 20-jährige Männer liegt eine 0,042 Prozentige Wahr­schein­lichkeit zugrunde, an Corona zu sterben. Für Frauen ist der entsprechende Wert mit 0,018 Prozent sogar weniger als halb so groß.

In Afrika ist aufgrund der oben genannten Gegebenheiten die Gefahr also noch geringer. Was also trifft dort wohl eher und wahrscheinlicher ein – an Corona zu sterben oder zu hungern und deshalb krank zu werden und zu sterben?

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Noch ein Punkt den ich dir mitgeben möchte, der immer diskutiert wird. Muss “Reisen” jetzt sein. Kann man nicht einfach mal die Füße still halten. Das läßt sich auf alles übertragen. Das Treffen der Freunde, den Besuch der Oma im Altersheim, die Umarmung mit den Liebsten. Woher willst du wissen, dass wir später noch die Möglichkeit dazu haben? Vielleicht ist genau jetzt die einzige und letzte Möglichkeit? Weil jeder Tag für dich, mich und sie, der letzte sein kann. Vielleicht gibt es nur noch jetzt die Chance diese Menschen zu treffen und Erfahrungen zu machen, die wir nie wieder sonst machen können. Und wer darf über unsere Zeit entscheiden? Ich habe dazu einen sehr bedachten Beitrag gefunden, für den man sich gerne mal Zeit nehmen kann, um genau das zu hinterfragen: https://youtu.be/qtmg3ZhnNEk.

Fazit

Vielleicht verstehst du jetzt meine differenzierte Meinung zu Reisen in Corona-Zeiten habe. Warum ich den Tourismus unterstütze und Freunden und Partnern mit meinen Beiträgen helfen möchte.

Jeder kann mit einer Reise seinen Beitrag leisten, die Menschen vor Ort zu unterstützen. Jede Hotelzimmerbuchung, jeder Ausflug, jeder Restaurantbesucht sichert Arbeitsplätze, Existenzen und damit auch Menschenleben.

Dir möchte ich mitgeben, dich zu vernetzen. Das geht sehr einfach über Instagram oder Facebook-Gruppen. Finde darüber Locals oder andere Reisende, die dir aus erster Hand berichten, wie die Lage vor Ort wirklich ist. Lies auch internationale Medien, auch sie liefern gute Indikatoren, wie die Lage in den jeweiligen Ländern ist. Recherchiere zudem Zahlen und Fakten einmal selbst. Setz sie in Relation und mach dir Gedanken darüber. Das hilft, Ängste abzubauen und eine realistische Einschätzung für deine eigene Sicherheit und Gesundheit zu bekommen. Zudem kannst du auch immer auf mich zukommen, wenn es dir ein Anliegen ist. Ich freue mich auf Austausch.

*Quellen:

Jobs im Tourismus:
https://www.manager-magazin.de/unternehmen/corona-krise-bedroht-weltweit-120-millionen-jobs-im-tourismus-a-73bdcf07-c7fc-41d5-b6dc-bdd0e9636f20

Weltuhunger
https://de.wikipedia.org/wiki/Welthunger

Unterernährung
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/38187/umfrage/anzahl-der-hungernden-weltweit/

UN – biblisches Ausmaß an Hunger
https://www.oxfam.org/en/world-brink-hunger-pandemic-coronavirus-threatens-push-millions-starvation

150 Mio Kinder betroffen
https://www.unicef.org/press-releases/150-million-additional-children-plunged-poverty-due-covid-19-unicef-save-children?fbclid=IwAR1cm4TPgc0wa484rI3sF33leh3WKqk-COmXWm2VPXQAcbeFYAzdVKiznwg

Gefahr an Corona zu sterben
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/120400/Berechnung-Sterberisiko-durch-Corona-bei-Aelteren-mehr-als-verdoppelt

PCR-Test kein Nachweis von aktiver Infektion laut WHO
https://www.who.int/news/item/20-01-2021-who-information-notice-for-ivd-users-2020-05

Den Einfluss der Lockdowns auf das Virusgeschehen:
https://www.nature.com/articles/s41598-021-84092-1.pdf

Zerfallindex des Corona-Virus
https://www.wetter.de/spezial/corona-zerfallsindex#8/52.919/8.879

Depressionen & Selbstmorde bei Kindern:
https://www.aier.org/article/more-covid-suicides-than-covid-deaths-in-kids/

www.wfp.org/news/wfp-chief-warns-hunger-pandemic-covid-19-spreads-statement-un-security-council

www.un.org/en/chronicle/article/losing-25000-hunger-every-day

https://news.un.org/en/story/2020/04/1062272

Verlorene Lebensjahre Hungertote:

www.worldometers.info/world-population/africa-population/

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_past_life_expectancy

Update:

Laut Minister Müller werden “an den Folgen der Lockdowns weit mehr Menschen sterben als am Virus “: Alleine 30 Mio. Menschen verhungern. Über 100 Mio. stürzt es in extreme Armut. 1,6 Milliarden verlieren ihre Existenz. 26 Mio. Kinder erhalten keine medizinische Versorgung. 1,2 Mio. zus. Todesfälle bei Kindern, Maske richtet psychische Schäden an, Triage in Kinderpsychiatrien. Studie Juni 2020: “In 6,5% der Haushalte (750.000) wurden Kinder gewalttätig bestraft, 3,6% der Frauen (850.000) Opfer körperlicher Gewalt. Und: Je länger die Lockdowns, desto größer die Schäden.

 

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5 Kommentare zu „Sind Reisen zu Corona-Zeiten ethisch und sozial vertretbar?“

  1. Ein dickes Dankeschön für diesen Artikel. Ich habe selten zuvor einen Beitrag rund um das Thema Covid19 gelesen, der so stark recherchiert war und aus allen wesentlichen Sektoren (Gefahr des Virus’, wirtschaftliche Auswirkungen wie Hungersnöte, Arbeitslosigkeit etc in Entwicklungsländern etc. und dem Verhältnis zwischen Virus-Toten sowie Verstorbenen aufgrund der Covid-Auswirkungen wie dem Tourismuseinbruch) bestand.

    Wir alle haben eine gewisse Verantwortung, die man aber beispielsweise mit negativen Tests vor der Reise erfüllt. Wer auf das Reisen verzichtet, der verringert das Risiko minimal, im schlimmsten Fall die Krankheit zu verbreiten – verstärkt zugleich aber die existenziellen Sorgen vieler Einheimischer in den entsprechenden Ländern, die auf den Tourismus angewiesen sind. In meinen Augen überwiegen die positiven Faktoren, doch habe ich reichlich Verständnis dafür, wenn jemand anders denkt. Was ich jedoch nicht nachvollziehen kann, sind Diffamierungen und Anfeindungen übler Sorte, ohne alle relevanten Kausalketten bis zum Schluss durchdacht zu haben. Traurig, dass man heutzutage (ich will mich da bei anderen Themen gar nicht ausschließen) meist schneller verurteilt als nachdenkt. 🙂

    Danke auch für den Mut zu Deinen Worten zu stehen und diese öffentlich zu machen, obwohl gewiss manch kritischer Kommentar kam oder auch noch folgen wird.

    Mich hast Du darin bestärkt, auf meinem kleinen Blog https://www.globushopper.de das Thema nicht totzuschweigen, sondern ganz bewusst in den nächsten Wochen noch tiefer hineinzublicken.

    Viel Spaß bei der nächsten Reise & liebe Grüße!

    Chris

    1. Benutzer-Avatar

      Hallo Chris,

      vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Es tut gut, auch mal bestärkt zu werden. Denn genau wie du vermutet hast, habe ich dafür viel Prügel eingesteckt, gerade auf FB.
      Wenn man dann mit den Leuten in die Diskussion einsteigt, zeigt sich allerdings schnell, dass diese nicht mal ein Grundwissen der Thematiken haben, aber sich berufen fühlen, wüst zu beschimpfen. Und selbst hier auf dem Blog bekam ich einen Kommentar der mich als “Massenmörder” betitelte. Ich habe ihn nicht freigeschalten, weil es einfach unwürdig ist. Deshalb freue ich mich um so mehr, dass du mir deine Gedanken da gelassen hast und ganz besonders, dass du das Thema aufgreifen möchtest. Das finde ich stark! Ich habe vor vielen Jahren schon mal das Thema “Ethik” beim Reisen aufgegriffen, weil für mich ein paar Länder auf der No-Go-Liste stehen. Nicht wegen ihrer Menschen, aber der politischen Agenda. Any way. Auch dieser Artikel schlug damals hohe Wellen und brachte Folgeartikel hervor. Das Thema wurde heiß diskuttiert. Und auch wenn viele nicht meiner Meinung waren, so war wenigstens ein Gespräch darüber entstanden. Ich finde, das ist einer der wichtigsten Aspekte einer gelebten Demokratie – das man darüber reden kann. Dass man verschiedene Ansichten kennt, darüber spricht und vielleicht auch ins Nachdenken über das eigenen Handeln kommt. Und genau das möchte ich auch mit diesem Artikel anregen. Ich bin also sehr gespannt, wie sich dein Beitrag lesen wird. Tag mich ruhig, wenn du ihn fertig hast. Ich freue mich.

      Dir wünsche ich auch allzeit eine gute Reise und sende liebe Grüße,

      Marlene

  2. Deine Argumentation ist sicherlich nicht komplett falsch, aber du unterschlägst ein paar sehr wichtige Details. Fangen wir mal mit den Zahlen an. Es ist kein Geheimnis, dass Infektionszahlen in erster Linie zeigen, wie viel gemessen wird. Und du kannst Gift drauf nehmen, dass in Afrika wenig getestet wird – zumal bei der, wie du richtig sagst, tendenziell jüngeren Bevölkerung ein grosser Anteil symptomfrei ist.

    Das Problem am Reisen ist jedoch ein komplett anderes. Wie du ja mitbekommen hast, gibt es Mutationen des Virus. Die meisten sind harmlos. Aber mit den Mutationen entstehen drei Probleme. Erstens kann eine Mutation ansteckender oder tödlicher sein. Zweitens kann eine Mutation den Impfschutz unterlaufen wie vermutlich bei der Brasilienvariante. Drittens kann eine Mutation sich so verändern, dass sie bei Tests nicht mehr sichtbar sind wie aktuell in Frankreich.

    Die Sache ist nun die: Jeder der reist, verbreitet diese Mutationen potentiell um die Welt. Das gilt in besonderem Masse bei den Varianten, die durch Tests nicht sichbar sind oder die Impfung umgehen. Das Schlimme an der Geschichte ist ja, dass wir das alles überhaupt erst mitbekommen, wenn sich die Variante verbreitet hat.

    Du musst dir einfach bewusst sein, dass DU die Person sein kannst, die eine dieser Varianten in ein anderes Land trägt.Dass deine Entscheidung fürs Reisen der Grund sein kann, dass wir mit dem Impfen wieder von vorne beginnen müssen und diesen ganzen Mist ein Jahr länger haben und die Kinder in den armen Ländern ein Jahr lang länger hungern, weil wir wegen Mutanten nicht lockern können. Das ist deine Entscheidung. Ich möchte diese Person nicht sein und verzichte deswegen gerne noch ein paar Wochen aufs Reisen.

    1. Benutzer-Avatar

      Hallo Sven,

      danke, dass du dir so viel Mühe gemacht hast, das Thema zu beleuchten und mir deine Sicht der Dinge mitzuteilen. Wie du auf der WHO Seite nachlesen kannst, kann ein einfacher PCR Test, keine aktive Virusinfektion nachweisen. Siehe: https://www.who.int/news/item/20-01-2021-who-information-notice-for-ivd-users-2020-05 Ein symtomlos, positivgetester ist daher nicht gleich ein kranker Mensch der das Virus überträgt. Auch das haben Studien auch China belegt.
      Viele Länder der Welt gehen daher anders mit diesem Test um.

      Auch zeigen Länder wie Schweden oder Regionen wie Dakota, dass ein anderer Umgang mit Corona möglich ist und keine höheren Todeszahlen fordert. Den Einfluss der Lockdowns auf das Virusgeschehen kannst du hier nachlesen:
      https://sciencefiles.org/2021/03/11/lockdowns-haben-keinerlei-effekt-auf-die-anzahl-der-covid-19-toten-neue-studie/

      Menschen jetzt generell als potentieller Mutationsträger und damit als potentiellen “Massenmörder” zu sehen, finde ich ethisch nicht vertretbar. Mit jeder kleinen Erkrankung kannst du andere Anstecken und ganz nach ihrer Verfassung ggf. auch töten. Jede ansteckende Krankheit kann für mich potentiell tödlich sein, weil mein Immunsystem nicht damit fertig wird. Willst du dich oder Andere deshalb für immer isolieren? Wir haben ein hervorragend eingerichtetes Immunsystem und dieses hat es den Menschen von jeher ermöglicht, mit Viren und deren Mutation zu leben. (https://www.bbc.com/future/article/20200617-what-if-all-viruses-disappeared). Das ist Schlicht ein integraler Bestandteil der Evolution.

      Um einen wirksamen Schutz zu erreichen, brauchen wir sogar diese Entwicklung hin zu einer Herdenimmunität. Und wie aktuell zu lesen ist, schützt auch eine Impfung nicht vor Übertragung oder Mutationen. Es wird also nötig sein, eine natürliche Abwehr zu entwickeln und die erreichen wir schlicht nicht, wenn wir uns daheim einschließen. Und wenn wir das weiterhin tuen, verliert unser Immunsystem erstens an Kraft und zweitens Millionen von Menschen ihr Leben auf Grund der fehlenden Existenzgrundlagen. Aber das ist meine Meinung.

      Beste Grüße Marlene

  3. Sehr guter und seriös recherchierter Bericht! Danke dafür! Wir sollten alle immer daran denken, dass es immer zwei Seiten gibt und weltweit ist der Tourismus wichtig. Wir sollten aber lernen gut zu unterscheiden welche Art von Tourismus wir denn meinen. Nur das Wort Tourismus sagt nicht viel darüber aus was es für die Menschen bedeutet. Ich meine zum Beispiel den “Kreuzfahrt-Tourismus” Auf der einen Seite gibt auch diese Art vielen Menschen Arbeit aber er zerstört auch soviel und oft bekommen die Menschen in den angelaufenen Häfen nichts von der Torte ab!
    Werde auf jeden Fall den Blog weiter verfolgen!

    LG Reiner vom http://www.foto-reiseblog.de

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