Höhenrausch – Paragliden in Kapstadt

Südafrika ist für mich das Land, in dem sich Träume erfüllen können. Wobei Träume für jeden ja verschieden sind: Für den Einen ist es das größte Glück vor einem Elefanten zu stehen, der Nächste liebt den Thrill beim höchsten Bungeejump und wieder Andere finden hier ihre Freiheit beim Fliegen. Bildschirmfoto 2015-08-05 um 15.53.29Eigentlich ist es ein ganz normaler Tag in Kapstadt. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und es geht ein leichter Wind. Die meisten Leute zieht es an die Strände der Stadt, auf den Tafelberg oder zum Aussicht genießen auf den Signal Hill. Und genau so geht es mir. Bildschirmfoto 2015-08-03 um 14.57.31„Mich sehnt es heute danach, weit über die Stadt hinaus aufs Meer zu schauen.“ Die Szenerie von Clifton bis Big Bay, vom Stadion über die Waterfront bis hin zum Tafelberg. Auf dem Signal Hill angekommen entdecke ich als erstes eine junge Frau auf dem Weg zu ihrem ersten Paraglideflug. Ein wenig neidisch beobachte ich, wie sie abhebt und durch die Lüfte schwebt. Was mich daran erinnert, dass “Fliegen” hier in Südafrika noch ganz oben auf meiner Wunschliste steht.

Bildschirmfoto 2015-08-04 um 21.37.57“Möchtest Du auch mal?” – werde ich angesprochen. “Klar, will ich!” Sofort fangen meine Augen an zu leuchten. Aber jetzt direkt? Ich bin auf Fliegen und so ein großes Abenteuer gar nicht eingestellt. Aber ach was solls, man weiß ja nie, wann man wieder die Chance dazu hat und der Tag scheint mir perfekt. Eine Stunde später laufe ich mit Stef, dem Besitzer des größten und ältesten Paraglide-Unternehmens in Südafrika den Lionshead hinauf. Wir werden immer wieder angehalten und neugierig ausgefragt: Ob ich denn keine Angst hätte? Nein, Angst habe ich gar keine. Nur überschwänglich schöne Aufregung. „Ich werde fliegen, ich werde mir einen Traum erfüllen!“Bildschirmfoto 2015-08-05 um 15.44.38

Am Startplatz angekommen rüstet mich Stef für den Flug, gibt mir Instruktionen und erklärt mir ganz genau, wie der Start vonstatten gehen wird. Jetzt bin ich doch nervös. Schnell gibts noch eine Nachricht an meine Freunde: “Gehe jetzt Paragliden, meld mich, wenn ichs überlebt habe” *smile*“ Es ist ja ein Tandemsprung und so sind wir auch miteinander vergurtet und müssen als Team agieren. Stef kümmert sich in meinem Rücken um den Schirm und ich laufe mit ihm im “Gepäck” den Berg hinunter. Der Wind greift den Schirm und wir heben ab, die Beine zappeln in der Luft. Direkt in diesem Moment ist jede Nervosität verschwunden. “Ich fliege!” – ein unglaubliches Gefühl und mit Worten kaum zu beschreiben.Bildschirmfoto 2015-08-05 um 15.35.02Paragliden ist kein Thrill, wie etwa der freie Fall beim Skydiven. Paragliden ist Genussfliegen, das sanfte Gleiten durch die Lüfte. Wir steigen hinauf in Richtung der Kuppe vom Lionshead und uns bietet sich ein unglaubliches Panorama hinüber zu den zwölf Aposteln, der Bergkette über CampsBay. Der Himmel ist königsblau, die Sonne strahlt und vereinzelte Wolken fallen über die Berghänge hinab. Hier in Kapstadt ein ganz spezielles Szenario. Und ich bin mir ganz sicher, dass es keine schönere Stadt auf der Welt gibt, wo Paragliden so aufregend und so besonders ist: Die Berge, das Meer, der Blick vom Stadion bis hin zur Traumküste vor Camps Bay. Die Welt von oben zu sehen ist wunderbar.

„Wir gleiten dahin und ich bin über und über voller Glücksgefühle.“Bildschirmfoto 2015-08-05 um 15.33.32Stef filmt unseren Flug und fragt immer wieder, wie ich es finde. Für mich ist es, das großartigste Erlebnis überhaupt. Diese Leichtigkeit, das Gefühl von absoluter Freiheit und diese unbeschreibliche Ruhe. Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden und beschließe direkt, dass das nicht mein letzter Flug gewesen sein wird. Wir gleiten weiter über die Stadt und ich darf nun das “Ruder” übernehmen. “Zieh etwas mehr rechts” und schon drehen wir in der Luft. Mein Herz schlägt vor Freude, ich habe Tränen in den Augen und kann noch gar nicht richtig glauben, was ich hier gerade mache. Stef ist die Ruhe selbst und er erzählt mit strahlenden Augen, wie er zum Paragliden kam und was es für ihn hier so besonders macht. Ich vertraue seiner Routine und wir setzen zum Landeanflug an. Auf dem Sportfeld zwischen Camps Bay und Clifton liegt unser Ziel. Bildschirmfoto 2015-08-05 um 15.33.12

Aber zunächst drehen wir noch eine Runde übers Meer. Leider ist gerade keine Walsaison, sonst hätten wir sogar noch die Meeresriesen von oben beobachten können. Ich erhalte letzte Instruktionen als wir über das Sportfeld eintrudeln und hingegen meiner anfänglichen Skepsis ist die Landung total einfach. Bildschirmfoto 2015-08-05 um 16.06.07Man läuft noch ein paar Schritte und schon ist der Schirm auf dem Boden und mein Abenteuer beendet. Ich bin übervoll mit Adrenalin und komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Paragliden in Kapstadt ist für mich eines der schönsten und großartigsten Erlebnisse meines Lebens. Und ich bin mir ganz sicher, dass ich eines Tages wieder hier abheben werde.

Bildschirmfoto 2015-08-05 um 15.36.15Paragliden kann man auf viele Arten in Kapstadt. Klassisch wie ich; mit Probeller im Rücken, am Küstenstreifen mit den Aufwinden – ach es gibt unzählige Möglichkeiten und Anbieter. Ich hatte mich ja spontan für Parapax entschieden. Das Unternehmen betreibt am längsten komerzielle Sprünge in Kapstadt und der Chef spricht deutsch, was die Kommunikation natürlich vereinfacht.

Bildschirmfoto 2015-08-05 um 15.42.23


Und hier das Video zu meinem Flug:

1 Kommentar zu „Höhenrausch – Paragliden in Kapstadt“

  1. Ein schön bebilderter Bericht über das “freie Fliegen” am Kap, wie der Franzose das Gleitschirmfliegen so gerne bezeichnet.

    Kleine Korrektur: “Tandemsprung” und “Sprung” ist eher im Skydiving-Genre richtig. Bleiben wir also beim “Fliegen”, wenn’s um Paragliding geht.

    Nicht immer geht es gut. Ist schon ein Risiko dabei. Ca. 1% der Gleitschirmflieger (pro Jahr) haben einen Unfall – nach einer Untersuchung des deutschen Gleitschirmfliegerverbandes 2003. Und da kann schon mal das Kreuz brechen (wie bei mir). Gerne mal nach Porterville googeln…

    Also: Mit Respekt und Demut an die Sache herangehen, dann geht (hoffentlich) alles gut!

    Gruß aus dem Donautal
    Wolfgang

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert