Roatán – eine Insel, ein Privatjet und ein Wanne-be-Pilot

Nein, eigentlich wollten wir nicht nach Roatan, der größten der karibischen Inseln der Bay Islands. Zu befremdlich erschien uns der Gedanke hier auf amerikanische Touristenmassen zu treffen. Aber irgendwie sind wir dann doch da gelandet und gelandet kann man hier wörtlich nehmen!image-2015-09-25(89)In unserer Unterkunft in Trujillo haben wir nämlich Larry kennengelernt. Er betreibt mit seinem Sohn, einem Piloten, den kleinen Flughafen der Stadt und bietet Rundflüge an. Als er und seine Frau sich auf Fernreise zum Flughafen nach Roatan fliegen ließen bot es sich für uns an, die Beiden zu begleiten und in den Genuss eines mehr oder weniger Privatjets zu kommen. image-2015-09-26(9)Ich liebe fliegen und war deshalb gleich Feuer und Flamme bei der Idee nach Roatan überzusetzen. Der Flughafen alleine ist unter Aviationliebhabern ein Highlight, da er direkt am Meer liegt und man einen traumhaften Blick auf das Atoll im An- und Abflug genießen kann.
image-2015-09-26(1)Meine Begeisterung kennt keine Grenzen wenn es ums Fliegen geht und so bin ich früh auf den Beinen, weil ich den Abflug kaum erwarten kann. Als wir gegen 10 Uhr das kleine Flugzeug besteigen strahlen meine Augen vor Freude, mein Herz pochert wild und ich grinse wie das sagenumwogene Honigkuchenpferd.image-2015-09-26(7)Die Maschine rollt auf die Startbahn, die eigens für unseren Flug von Passanten geräumt wird. Denn Trujillos Flughafen ist gleichzeitig der Anfahrtsweg zu Hotels und Unterkünften. Ein Rollfeld mit Mehrfachnutzen sozusagen.image-2015-09-26(20)Der Pilot startet die Maschine, spricht mit dem Tower und holt Starterlaubnis ein. Das Gefährt nimmt an Geschwindigkeit zu, drückt sich vom Boden ab und startet zu seiner Berufung. Ich klebe derweil mit der Nase am Fenster fest, lausche den Geräusche der Maschine und beobachte den Piloten bei seiner Arbeit. image-2015-09-26(3)Einen kurzen Schwenk über den Küstenstreifen und wir befinden uns auf dem Meer zwischen Trujillo und Roatán. Die wenigen Kilometer legt die Maschine in 20 min. zurück und ich starre weiterhin aus meinem Fenster. image-2015-09-26(4)Dieses Hochgefühl durch die Lüfte zu schweben, die Welt von oben zu sehen und den Wolken zum Anfassen nah zu sein lässt sich kaum mit Worten beschreiben. Ehe ich mich versehe befinden wir uns schon im Landeanflug auf Roatan und dieser gestaltet sich in der Tat als Highlight.image-2015-09-26(5)In türkisblaues Wasser gebettet erhebt sich die Insel aus dem Meer, Palmen säumen den Küstenstreifen und die Landebahn hat eine geradezu majestätische Anmutung.image-2015-09-26(21)Wieder verfolge ich die Kommunikation des Piloten mit dem Tower, beobachte sein Tun im Cockpit und die Reaktionen des Fliegers. Die Maschine wird gedrosselt, wir verlieren an Höhe, das Fahrwerk fährt aus und setzt butterweich zur Landung auf. image-2015-09-26(11)Ein leichtes Seufzen durchfährt mich „Schade, schon wieder vorbei“ höre ich mich sagen. image-2015-09-26(15)Und obwohl Roatán einen internationalen Flughafen hat und von großen Fliegern aus Houston, Atlanta, Miami, New York oder Toronto angeflogen wird, ist das Terminal verhältnismäßig klein und mit nur wenigen Schalten auch sehr überschaulich. image-2015-09-25(90)Nach einem Tag mit Endteckungstour geht es gegen 17 Uhr für uns zurück aufs Festland. Als Privatreisender genießen wir bevorzugte Abfertigung und wir können entspannt übers Rollfeld zur Maschine laufen. Wo gibt’s noch so was? Ich bewundere und fotografiere die geparkten Maschinen und freue mich, das auch ds hier möglich ist. In manchen Ländern steht sogar das Fotografieren auf dem Rollfeld auf Strafe.Privatjet Flugzeut FliegenNachdem uns Larry auf dem Rückflug nicht begleitet und seinem Sohn assistiert ist der Platz neben dem Piloten frei geworden und meine Stunde hat geschlagen. Ich darf beim Piloten vorne sitzen. image-2015-09-26(8)Viel Platz ist in so einem Privatjet nicht gerade und man muss sich schon einiger Maßen durchkämpfen um ins Cockpit zu gelangen. Aber nichts in der Welt könnte mich jetzt mehr davon abhalten in der allerersten Reihe auf dem Co-Piloten Platz zu sitzen.image-2015-09-26(22)Standesgemäß bekomme ich die Kopfhörer auf, eine Sicherheitseinweisung und das Mikrofon wird gecheckt. Daumenhoch und startklar. Diesmal lausche ich nicht nur dem Piloten, sondern auch den Anweisungen des Towers. Spannend ist das!image-2015-09-26(12)Genau wie all die Knöpfe im Cockpit. Am liebsten würde ich alle selbst ausprobieren. Auf Rücksicht auf die Mitreisenden lass ich das aber lieber bleiben:)image-2015-09-26(6)Wir rollen auf die Startbahn, die mir jetzt noch schöner erscheint. Wieder werden die Turbinen gestartet, wird Fahrt aufgenommen und setzen wir zum Abheben an. Die volle Power der kleinen Maschine wird spürbar, als sie vom Boden abhebt und sich ihren Weg in die Lüfte bahnt. „Wow ist das toll!“ In dem Moment bin ich der glücklichste Mensch auf Erden oder besser in der Luft.image-2015-09-26(14)Mein Strahlen bleibt nicht unbemerkt. Daniel der Pilot sieht mir meine Begeisterung an und bittet mich unter einem Vorwand doch mal eben das Flugzeug zu steuern. Fest umklammere ich den Steuerknüppel. Ehrlicherweise muss man da nicht viel tun und dennoch ist es ein erhabenes Gefühl zu wissen, dass man gerade ein Flugzeug steuert.image-2015-09-26(16)Wenn ich vorhin schon so glücklich war, was bin ich dann jetzt? Ich genieße den Moment, das Dahingleiten, das Vorankommen, das Fliegen. Meine Mundwinkel bilden ein Dauergrinsen, mein Herz hüpft und meine Augen strahlen nur so vor Glück. Für mich gibt es definitiv nichts Schöneres als Fliegen.image-2015-09-26(17)Daniel übernimmt wieder das Steuer, wir drehen eine extra Runde über Trujillo, das Resort seiner Eltern und steuern dann den kleinen Flughafen an. Der gerade wieder von Leuten bevölkert ist, die quasi im letzten Moment registrieren, dass über ihnen gerade eine Maschine zur Landung ansetzt.image-2015-09-26(13)Und das ist jetzt kein Märchen! Das Paar, was sich vor uns auf dem Rollfeld befindet duckt sich, als sie die heranschwebende Maschine bemerken. Wann und wo erlebt man mal so was? Als die Maschine aufsetzt bin ich glücklich und traurig zu gleich. image-2015-09-26(16)Am liebsten hätte ich noch den Atlantik überquert, so begeistert bin ich von diesem Erlebnis aber jedes Abenteuer findet eben ein Ende und so verlasse ich etwas wehmütig den Jet. Mein Freund schließt mich liebevoll in den Arm, er weiß zu gut wie ich mich gerade fühle.image-2015-09-26(19)Noch am Abend im Bett träume ich mich zurück ins Cockpit und in den Himmel über dem Meer. Froh und dankbar für dieses wunderbare Erlebnis.

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